Frei wie ein Vogel
Frei wie ein Vogel
Der Paragliding-Lehrer aus Deutschland meinte, dass wir definitiv in Ölüdeniz einen Tandem-Paragliding-Flug machen sollten, denn so einen Spot findet man weltweit selten und es wäre einfach nur traumhaft. Das Paar hat gar nicht mehr aufgehört zu strahlen als sie uns von ihrem Flug berichtet haben und sind aus dem Schwärmen nicht mehr rausgekommen.
Er meinte:
- „Wenn Ihr Interesse habt, dann macht es hier.“ Er ist schon in vielen Ländern geflogen und Ölüdeniz sei definitiv eine der schönsten Gegenden für einen Gleitschirmflug. Der Blick auf die blaue Lagune, den türkisfabrigen Strand, Fethiye, die Berge … einfach traumhaft und unvergesslich.
- Die Piloten sollen nach seiner Auskunft besser ausgebildet sein als in Deutschland und hätten aufgrund des Massentourismus in den Sommermonaten auch viel mehr Flugstunden/-erfahrung.
- Eigentlich kann man nicht abstürzen, das heißt man müsste sich schon ziemlich dumm anstellen.
- Es ist viel günstiger als in Deutschland. Inklusive Transfer mit dem Bus auf den Berg, Fotos, Videos und ungefähr 25 Minuten Flug hat es in der Nebensaison circa 88 €/Person gekostet. In Deutschland kann man für eine kürzere Flugzeit inklusive Fotos und Videos mehr als das Doppelte bezahlen.
Kurz entschlossen wollten wir direkt am Nachmittag abheben aber leider hatte der von ihm empfohlene Anbieter (Hanuman) an diesem Tag keine Termine mehr.
Da das Wetter an den zwei darauffolgenden Tagen nicht optimal werden sollte (eher bewölkt) haben wir, unter Berücksichtigung der Wetterprognose, für Sonntag reserviert.
Wenn ich mich in die Tiefe stürze, dann bitte bei strahlendem Sonnenschein und guter Sicht 😉.
Die zwei „Warte-Tage“ haben wir mit Wandern und Faulenzen am Strand verbracht. Es gibt definitiv schlechtere Möglichkeiten die Zeit zu überbrücken. 😅
Und dann war es soweit. Unser Flugtag. 🤩
Die meiste Nervosität hatten wir bei der Fahrt mit dem Kleinbus zum Startpunkt auf den Berg Babadağ. Da der Fahrer den Weg wie seine Westentasche kannte, ist er relativ zügig den schmalen Bergpass, bis zur auf 1.800 Meter liegenden Absprungplattform, hoch gefahren.
Zwischenzeitlich meinte Wolfgang ob ich den Riss in der Windschutzscheibe wahrgenommen habe, was ich bejahte und nur dachte „hoffentlich warten die ihr Flugequipment besser 😅“.
Und so nahm meine Nervosität mit jedem Höhenmeter, den wir unserem Ziel näher kamen, kontinuierlich zu, endete aber nicht in einem „Nee, doch lieber nicht!“
Oben angenommen hatten wir auch gar nicht viel Zeit uns Gedanken zu machen, denn in circa 5 Minuten hatten die sehr erfahrenen Piloten das komplette Equipment auf- und zusammengebaut, uns samt Sitz befestigt und dann ging es auch schon los.
Die gepflasterte Absprungfläche war nicht sonderlich groß, ging leicht bergab und nach ungefähr 5 Schritten waren wir schon in der Luft und schwebten in circa 1.800 Meter Höhe.
Spätestens ein paar Sekunden nach dem Abheben war die Nervosität wie weggeblasen 😉 und wir konnten den Flug einfach nur genießen.
Aus der Vogelperspektive auf die Gegend zu schauen, mit dem Wind, der einem um die Nase und durch die Haare weht, war wunderschön.
- Irgendwie hat man sich zeitgleich riesengroß und klitzeklein gefühlt.
- Andächtig staunend, haben wir jede Minute genossen.
Der Blick auf die umliegenden Berge war phantastisch aber insbesondere die Aussicht auf das türkis-blau-weiße Meer sowie die Blaue Lagune hat uns begeistert.
Mein Pilot meinte, dass das Meer immer anders aussieht und er die Farbe an unserem Tag mit „milky blue“ (milchiges Blau) beschreibt.
Arme ausbreiten und sich frei wie ein Vogel fühlen.
Mein Pilot war super nett, sehr offen, hat mir genau erklärt was ich wo sehen kann, wie zum Beispiel Fethiye, den lykischen Fernwanderweg, die Blaue Lagune, den Strand von Ölüdeniz, etc..
Absolut empfehlenswert. Wir haben es geliebt. 😊
Weniger Fotos hätten uns auch gereicht aber beide Piloten wollten dieses Erlebnis für uns lückenlos festhalten. So können wir uns beim Betrachten der vielen schönen Bilder immer wieder an dieses einmalige Erlebnis erinnern. Vielen Dank an das Team und insbesondere die Piloten von Hanuman.
Einmal ganz kurz selber fliegen
Dann hat er mich gefragt, ob ich auch einmal die Kontrolle übernehmen möchte und ich dachte „warum nicht, er sitzt ja direkt hinter mir und wird auch im eigenen Interesse gut darauf achten, dass ich Alles richtig mache“. 😉
Und so bin ich eine Rechtskurve, etwas geradeaus, eine Linkskurve und wieder geradeaus geflogen. Hat sich in dem Moment für mich einfacher angefühlt als mein „Surfdebakel“ in Sankt Peter-Ording vor ein paar Jahren.
Zwischendurch habe ich auch Wolfgang hoch oben in der Luft getroffen, nachdem er mit seinem Piloten schon ein paar Manöver fliegen musste um meine Flughöhe zu erreichen (ich bin vor Wolfgang gestartet und war somit schon weiter unten). Man konnte sich sogar halbwegs entspannt unterhalten ohne schreien zu müssen. Das hätte ich nicht erwartet.
Akrobatik? Beim nächsten mal eher nicht. 🤢
Kurz vor der Landung meinte mein Pilot, ob ich zum Runterkommen, dass heißt zur Verringerung der Flughöhe, etwas „Akrobatik“ machen möchte. Beflügelt von dem tollen Flug und sicherlich auch aufgrund einer guten Portion Adrenalin habe ich zugestimmt, obwohl ich Tage zuvor am Strand liegend zu Wolfgang voller Überzeugung gesagt hatte, dass ich so etwas wie Loopings bestimmt nicht machen werden. Vom Strand aus betrachtet, sah das Manöver so aus, als ob der/die Flieger/in ein ernstes Problem hat und ein Absturz droht.
- Wie schnell man seine Meinung doch ändern kann.
- Warum nicht? Wenn nicht jetzt wann dann?
Dann hat er fast so etwas wie Loopings gemacht, zu mindestens hat es sich so angefühlt (der Fachausdruck lautete anders). Danach hatte ich schon ein bisschen weiche Knie und etwas mulmig und übel war mir auch. Nun wusste ich warum man vorher nicht viel essen sollte. 🤣🙈
Wolfgang meinte, dass der Pilot und ich bei dem Manöver so einige Male über dem Gleitschirm und somit kopfüber in der Luft gehangen haben. Eine Position, die mir doch nicht so sehr behagt hat, vor allem wenn man berücksichtigt, dass ich auch eher kein Achterbahnfan bin.
Würden wir noch einmal einen Gleitschirmflug machen?
Ja, definitiv 🤩👍 aber (für mich) auf jeden Fall ohne Akrobatik.
Wolfgang ist da viel härter im Nehmen, er hatte nach den „Loopings“ nicht einmal weiche Knie und schlecht war ihm auch nicht, obwohl er dreimal fast so etwas wie Loopings gemacht hat.
Lediglich beim Start und auch ein paar Sekunden danach war Wolfgang etwas mulmig, insbesondere weil er ein bisschen Sorge hatte, dass er aus dem Sitz fallen könnte 🤣, worüber ich mir so gar keine Gedanken gemacht habe.
Wolfgangs Respekt sieht man auf dem ein oder anderen Bild an seinem Blick und daran, dass er sich mehr festhält als ich.
Man hatte das Gefühl als ob man auf einem Stuhl sitzt und hat die lockeren Gurte gar nicht gespürt. Wolfgang meinte, dass es im lieber gewesen wäre, wenn er in der Vorrichtung „gehangen“ hätte, statt einfach nur das Gefühl zu haben auf einem Stuhl zu sitzen.
Er zweifelt im Gegensatz zu mir eher am Equipment und nicht an den Fähigkeiten der Piloten.
Ich hatte eher Bedenken, dass die Piloten aufgrund der Routine nachlässig werden oder unvorhersehbare Winde zu Komplikationen führen können. Über das Equipment, potentielles Rausfallen oder ähnliches habe ich mir gar keine Gedanken gemacht und konnte dadurch vielleicht mit ein bisschen mehr Leichtigkeit durch die Lüfte schweben.
Aber unsere Ängste waren vollkommen unbegründet, wir haben uns die ganze Zeit sehr sicher gefühlt.
Wolfgang hat unseren 12,5 km und circa 25 Minuten langen Flug vom Berg Babadag mit seiner Garmin Uhr aufgezeichnet. Hätten wir Beide uns nicht für die „Akrobatik“ entschieden, wären es noch ein paar Minuten länger gewesen.
Es war einfach nur schön. 🤩
Sehr routinierte und sanfte Landung.
Danach haben wir uns erst einmal wieder mit einem Gözleme gestärkt bevor wir eine wirklich schöne Küstenstraße zu einer bekannten Sanddüne gefahren sind.
Hallo Ihr Lieben, das ist ja alles wunderschön. Ich wünsche Euch noch eine tolle Zeit. Liebe Grüße. Eure Vera.
Hallo Vera, schön von dir zu hören. Vielen Dank