Wandermassentourismus

Wandermassentourismus

Für uns kein Massentourismus zum Preikestolen
Nachdem der Wecker vorgestern um 5:20 Uhr geklingelt hat und es draußen immer noch regnete, haben wir uns noch einmal umgedreht, obwohl im Internet geschrieben stand, dass man nach 06:00 Uhr (zu mindestens auf dem ersten der zwei Preikestolen Parkplätze) keinen Parkplatz mehr bekommt.
Wir waren tatsächlich so naiv zu glauben, dass uns das Wetter in die Karten spielt, denn wer wandert schon freiwillig bei Regen und teilweise Nebel zum Preikestolen.
Aber da haben wir uns gewaltig geirrt.
Als wir gegen 10:30 Uhr die Parkplätze des Preikestolen erreichten, war der Erste anscheinend schon voll, da wir direkt auf den zweiten Platz gelotst wurden. Und als wir gesehen haben, dass dieser Platz auch schon fast voll war, war für uns schlagartig klar, dass wir uns nicht in den Entenmarsch einreihen werden.
Wanderhighlight-Preikestolen hin oder her.
Wir haben schon so oft auf Fjorde runter geguckt, dass wir uns diesem Massentourismus nicht aussetzen wollten.
Ich will mir nicht vorstellen was dort bei gutem Wetter los ist oder wenn auch noch ein Kreuzfahrtschiff in Stavanger angelegt hat.
Eine bewusste Entscheidung gegen den Preikestolen, mit der wir uns absolut wohl fühlen und auch kein Bedürfnis haben diese Wanderung irgendwann später noch einmal nachzuholen.

Auf zum Kjeragbolten, in der Hoffnung, dass diese (leider auch sehr beliebte aber etwas anspruchsvollere) Wanderung weniger überlaufen ist.

Fährfahrt von der Seite vom Preikestolen wieder zurück Richtung Stavanger. War das eine knappe Kiste … wir sind als Letze auf die Fähre gefahren und Wolfgang musste, mit der Hilfe der Fährmitarbeiter, so einparken, dass zwischen uns und einem anderen Camper nur noch 5-6 cm Platz war (bei eingeklappten Seitenspiegeln). Ich hätte nicht mit Wolfgang tauschen wollen aber da die Mitarbeiter der Fähre ihn ganz souverän gelotst haben, schien es für ihn nicht so das Problem gewesen zu sein. Aussteigen war somit aber auch nicht mehr möglich.

Aussicht vom Camper bei der Übernachtung vor der Kjeragbolten-Wanderung.

Abendlicher Besuch beim Geschirr spülen.

Die Schafe sind übrigens die heimlichen Herrscher/innen der Straßen. Die liegen fast immer direkt neben oder auf der Fahrbahn und es macht den Anschein, als ob sie den Fahrtwind der Autos und Camper förmlich genießen. Wenn sie mal mitten auf der Straße sind und man hupt, dann fühlen sie sich gestört und meckern manchmal richtig.

Fahrt zum Parkplatz der Kjeragbolten-Wanderung. Fast schöner als die Wanderung selbst.

Wie haben wir uns geirrt, als wir angenommen hatten, dass der Kjerag und der Kjeragbolten weniger überlaufen ist.

Aber da wir nun einmal da waren und uns mal wieder bewegen wollten, haben wir uns eingereiht … in die fast unaufhörliche Schlange der Kjeragboltenwanderer/innen. Eine nicht abreißen wollende Menschenschlagen, ein Entenmarsch, ein Almauftrieb … und wir ein Teil davon.

Wenn man nicht zwingend von sich ein Foto auf dem Kjeragbolten will, dann würden wir diese Wanderung nicht weiterempfehlen.

Zu anstrengend, zu überlaufen, zu viel Wandermassentourismus, zu viel Instagrammer/innen für zu wenig Aussicht, zu wenig Idylle, zu wenig „Oh wie schön“.

Treiben am Kjeragbolten und auf dem Weg dort hin. Was Dir normalerweise kein/e Blogger/in zeigt. 😉

Ok, es war während der Wanderung nicht immer so voll, wie auf dem letzten Bild, aber immer öfter.

Wir sind nicht auf den Kjeragbolten geklettert, denn man hat 1.000 Meter freien Fall, wenn man sich verschätzt oder abrutscht. Es sind Leute mit zitternden Knien drauf geklettert, da wundert man sich, dass da anscheinend noch niemand abgestürzt ist. Und ich wollte nicht die Erste sein. 😉🙈

Nach Wolfgangs Einschätzung ist es gut machbar, wenn einen die Angst nicht nach unten ziehen würde. Ich weiß, dass ich es könnte, wenn ich müsste aber wieso soll ich etwas freiwillig machen, das starkes Unbehagen auslöst und mit einem nicht zu unterschätzenden Risiko verbunden ist … „nur“ für ein Foto.

Wolfgang wollte nicht, weil man sich hätte anstellen müssen, er hatte keine Lust auf diese Massenveranstaltung. War mir auch recht, ich hätte ihn nicht gerne auf dem Stein gesehen.

Guckt mal, wie der Mann in der blauen Jacke an der Felswand klebt. Er hat es nicht auf den Kjeragbolten geschafft und nur dem Mann, der auf dem Felsbrocken steht, die Hand gegeben. Eine Frau, die sehr souverän und sicher auf den Felsen gehüpft ist, hat sich sogar auf ein Bein gestellt.

Bei manchen Leuten musste ich weg gucken, aber eher bei denen, die es eigentlich nicht machen sollten, weil sie richtig Angst hatten und meiner Ansicht nach auch nicht die Trittsichersten waren.

Wir in einer anderen Art und Weise auf dem Kjeragbolten. 😉

Kjeragbolten (ein ca. 5 m³ großer Monolith, der in einer Felsspalte 1.000 m über dem Lysefjord eingeklemmt ist / Quelle: Wikipedia) und Aussicht von dem Plateau hinter dem Kjeragbolten.

Und doch gab es die vereinzelten Momente, die schön waren und uns schöne Aussichten beschert haben.

Wir haben bei dieser Wanderung festgestellt, dass wir „alpenversaut“ sind, denn dort haben wir nie solche Menschenmassen erlebt, konnten ebenso schöne Aussichten genießen und den Höhepunkt der Tour mit einem Almsnack, in der Regel einem Kaiserschmarrn 😉, krönen.

Wenn man in Norwegen wandern will, sollte man die vermeintlichen „Wanderhighlights“ tunlichst meiden, wenn man Idylle sucht. Die Erkenntnis kommt für uns etwas spät, hilft aber vielleicht Euch, falls ihr mal eine Wanderreise in Norwegen plant.

Gestern war mal wieder Campingplatzabend und wir haben uns „eine“ Pizza geteilt. 😉 War die lecker. 😁

Morgendliche Aussicht aus dem Camper auf fast verblühte Lupinen -trotzdem sehr schön-.

Heute ging es dann weiter nach Kristiansand, dort sind wir ein bisschen spazieren gegangen, wurden wieder von tollen Graffitis (sehr oft wahre Kunstwerke mit Botschaften) überrascht und haben von einer Mitarbeiterin eines Reformhauses (oder so etwas Ähnliches) ein Café sowie einen Spaziergang im Ravnedalen empfohlen bekommen. Vom Wetter her zwar ein eher trüber aber trotzdem sehr schöner Tag.

Morgen werden wir dann noch eine Wanderung oberhalb von Kristiansand machen und dann am Montag die Fähre von Kristiansand (Südnorwegen) nach Hirtshals (Dänemark) nehmen.

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