Grenzkontrolle, Blagaj Tekke und Mostar – die geteilte Stadt

Grenzkontrolle, Blagaj Tekke und Mostar – die geteilte Stadt

Unsere erste Grenzkontrolle

Bei der Grenzüberquerung von Kroatien nach Bosnien Herzegowina mussten wir rechts ranfahren und der Bus wurde von zwei Grenzbeamten kontrolliert. Auch wenn man nichts zu verbergen hat 😇 war es schon ein komisches Gefühl.

Erst wurden wir belehrt, dass es im Rahmen der Busdurchsuchung zwei Möglichkeiten gibt:

  1. Wenn wir Drogen dabei haben und sie jetzt abgeben, dann bekommen wir „nur“ eine Geldstrafe.
  2. Wenn wir Drogen dabei haben, sie nicht abgeben und bei der Durchsuchung doch welche gefunden werden, dann bekommen wir eine Geldstrafe und ein Strafverfahren (Schmuggel).

Ganz ehrlich haben wir den Beamten mitgeteilt, dass wir keine Drogen zu uns nehmen, auch nicht rauchen und bis auf etwas Alkohol nichts im Bus ist, was angezeigt werden muss.

Und dann ging die Durchsuchung, die sich bei uns fast ausschließlich auf den Fahrerhausbereich beschränkt hat, los.

Nachdem sie schon fast fertig waren, meinte Wolfgang plötzlich, dass wir Medikamente im Kühlschrank haben, worauf der Zollbeamte natürlich wissen wollte was das für Medikamente seien. Als ich ihm versichert habe, dass es sich dabei lediglich um eine Reiseapotheke handelt musste er schmunzeln und wir durften passieren, aber nicht bevor er auch noch einen Blick in meine Handtasche geworfen hat.

Entweder sehen wir sehr kriminell aus (insbesondere Wolfgang mit seinen immer länger werdenden Haaren 🤣), die Grenzbeamten hatten Langeweile, mussten eine Kontrollquote erfüllen oder wollten sich einfach etwas unterhalten und den Bus ansehen.

Da wir nach dieser Grenzkontrolle erst die bosnische Grenze überquerten haben, waren es wohl kroatische Zoll-/Grenzbeamte, die uns kontrollierten, als wir ihr Land verlassen haben.

Bosnien Herzegowina ist ein südosteuropäischer Bundesstatt  und befindet sich nahezu komplett im Dinarischen Gebirge. Nachbarstaaten sind im Norden und Westen Kroatien, im Osten Serbien und Montenegro im Südosten.

In Bosnien und Herzegowina gibt es seit Jahrhunderten ein Nebeneinander verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen. Die meisten Einwohner werden formell einer der zwei großen Religionsgemeinschaften (Christentum und Islam) zugerechnet: Muslime (nach dem Zensus 2013 ca. 50,7 %, meist ethnische Bosniaken), mehrheitlich serbische orthodoxe Christen (2013 ca. 30,7 %) sowie mehrheitlich kroatische römisch-katholische Christen (ca. 15,2 %). Für viele Einwohner ist diese Zuordnung aber seit der jugoslawischen Zeit eher Ausdruck einer kulturellen, historischen oder familiären Verbundenheit als einer tatsächlichen Religiosität.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bosnien_und_Herzegowina)

Die Einwohner nennt man unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit Bosnier; die Angehörigen der muslimischen Volksgruppe werden dagegen zur Unterscheidung von Kroaten und Serben Bosniaken genannt.

Blagaj Tekke

Auf Felsen am Flussufer erbautes, historisches (islamisches) Sufi-Kloster mit Mausoleum und altem türkischem Bad. (Quelle: Google)

So wie wir es verstanden haben, handelt es sich bei den Räumlichkeiten um Gebetsräume, Bäder, Gästeräume, etc..

Vor dem Betreten der Räumlichkeiten mussten wir uns die Schuhe ausziehen und als Kopfbedeckung sollte ich neben meiner Mütze noch meine Kapuze der Jacke aufziehen. Da wir uns auch bei christlichen Kirchen an die Vorgaben halten, war dies für uns kein Problem (nur der Boden war zu dieser Jahreszeit trotz der Teppiche recht kühl). Die farbenfrohen, bunten Teppiche haben uns gut gefallen und der Fluss der direkt neben dem Gebäude aus dem Berg entsprungen ist.

Mostar, die geteilte Stadt

Gebietstechnisch wie verwaltungstechnisch ist Mostar eine geteilte Stadt. Durch den Fluss Neretva getrennt, befindet sich auf der westlichen Flussseite das kroatische Mostar und am östlichen Ufer das bosniakische Mostar. Dieser Zustand wurde durch den Bosnienkrieg (1993) noch zunehmend verschärft.

Ein absoluter Touristenmagnet und zeitgleich auch das Wahrzeichen von Mostar ist die „Alte Brücke“ (auch „Stari most“ genannt).

Die von 1556 bis 1566 gebaute Brücke, die auch der Namensgeber der Stadt Mostar ist, wurde im Bosnienkrieg 1993 komplett zerstört und von 1996 bis 2005 wieder aufgebaut.

Die UNESCO entschloss sich am 15. Juli 2005 das Wahrzeichen der Stadt (Alte Brücke) und die Altstadt auf die Liste der Weltkulturerben zu setzen.“ (Quelle: Weltkulturerbe Mostar)

Die „Alte Brücke“ wurde zum Verbindungssymbol der muslimischen, slawisch-orthodoxen und katholischen Kultur.

Da wir gestern am späten Nachmittag in Mostar angekommen sind und bereits von unserem bezahlten Stellplatz aus einen tollen Blick auf das Wahrzeichen von Mostar (die „Alte Brücke“) hatten, ging es nach dem Essen noch einmal in die Altstadt, zur „Stari Most“ und durch die kleinen Gassen. Neben den historischen Bauwerken haben uns auch die auf Stelzen stehenden Terrassen und Gebäude, die jetzt als Restaurants genutzt werden und die wie Schwalbennester an den Häusern „kleben“ und förmlich über dem Fluss schweben, sehr gefallen. So schön beleuchtet hat uns Mostar sofort in seinen Bann gezogen. Einfach schön, das hatten wir so nicht erwartet.

Nachdem wir heute morgen um circa 06:00 Uhr vom Muezzin Ruf, dem muslimischen Gebetsruf, geweckt wurden, sind wir gegen Mittag noch einmal zur Stari Most spaziert und haben uns die Altstadt bei Sonnenschein angesehen.

Mostar gilt, mit circa 2.300 Sonnenstunden pro Jahr, als die sonnigste Stadt in Bosnien Herzegowina und das können wir nur bestätigen 😄 ☀️.

Kujundziluk (Alter Basar)
Nur wenige Schritte von
der historischen Brücke liegt der Stari Grad, der älteste Teil der Stadt. Das historische und kommerzielle Herz dieses Bezirks ist der Kujundziluk (Alter Basar).“ (Quelle: Alter Basar in Mostar) Wie schön die Farben leuchten.

Bei einer fliegenden Händlerin haben wir uns, nachdem sie uns förmlich dazu gedrängt hat, durch Mandarinen-, Granatapfel und Feigenlikör probiert und uns letztlich (weil ich mich irgendwie dazu verpflichtet gefühlt habe) für den Feigenschnaps (für 5 €) entschieden.

Da sie auch Honig angeboten hat, musste auch dieser probiert werden und ehe ich es realisieren konnte, steckte mein kleiner Finger in dem Honig, den sie zum Probieren in den Honigdeckel gekippt hat. Im Nachhin habe ich gehofft, dass sie nicht alle Touristen so probieren lässt 🙈. Wolfgang hat nicht gekostet, da er nicht so gerne Honig isst (mit der Art und Weise der Verköstigung hätte er aber kein Problem gehabt) und meinte nur, dass Honig ja desinfizierend wirkt … wenn nicht dann trainiere ich jetzt mein Immunsystem. 😅 Den sehr flüssigen Honig haben wir nicht gekauft, da er fast nur nach Zucker geschmeckt hat.

Weiter ging die Stadterkundung bis ich Wolfgangs „Wimmern“, dass er nun wirklich Hunger hat, nicht mehr ignorieren konnte 😆 (es war mittlerweile 12 Uhr und wir hatten mal wieder das Frühstück ausfallen lassen -ich zwinge Wolfgang übrigens nicht dazu-).

Und was isst man auch hier? Natürlich einen Börek mit Fleisch. Bis jetzt haben wir noch nie einen so fettigen Börek gegessen. Wolfgang fand, dass es bis jetzt der Beste war, ich hingegen favorisiere einen Börek, den wir in Slowenien gegessen hatten. Da hatte ich schon fast ein schlechtes „Ess-Gewissen“, als ich das gute Stück nur in der Hand gehalten habe … keine wirklichen Nährstoffe und Fett pur aber lecker war es trotzdem. Da dieser Börek wirklich groß war und die Kalorien eines ganzen Böreks sicherlich meinen wöchentlichen Kalorienbedarf gedeckt hätten, habe ich Wolfgang noch 1/4 abgegeben. Wolfgang hat seinen und den Rest von meinem Börek genossen, ohne auch nur einen Gedanken an die potentiellen Kalorien zu verschwenden 🤣.

Die Börek-Verkostung wird die kommenden Wochen weitergehen und am Ende gibt es unser Börek-Ranking. 😉

Neue Lieblingsfrucht entdeckt: Die Kaki. Wenn sie beim Drücken leicht nachgibt, wie eine Tomate, dann ist sie reif und man kann sie genießen. Einfach aufschneiden und wie eine Kiwi löffeln, schmeckt irgendwie nach Honigmelone aber doch etwas anders … sehr süß … einfach lecker.

Abendessen in der Altstadt am Fluss Neretva. Essen gehen macht hier Spaß: 29 € inklusive 10% Trinkgeld für einen halben Liter Bier, eine kleine Flasche Wasser, mit Käse gefüllte Titenfische inkliusive Pommes und den „kleinen“ Fleischteller. Preis-Leistungssieger der bis jetzt bereisten Länder. Da der Bus aber voll Lebensmittel ist, werden wir jetzt wieder selber kochen (wie fast immer) aber einmal gehen wir in dem Land, das wir gerade bereisen auch Essen, das gehört für uns dazu.

In den Restaurants darf hier übrigens noch geraucht werden, was wir von daheim gar nicht mehr kennen. Ohne Rauch gefällt es uns doch besser. 👍

Die an die Altstadt angrenzenden Wohngebiete wirken sehr arm, zum Teil herunter kommen und haben den Charme von Gegenden in Frankfurt, in denen man sich ungern aufhält, dem Hagenshof in Duisburg oder dem Elsa Brandström Komplex in Mainz Gonsenheim. Nicht wirklich einladend. Aber auch das ist Mostar und soll nicht verschwiegen werden.

Erstaunt waren wir, dass man die Auswirkungen des Bosnien Krieges (1992-95) -nach fast drei Jahrzehnten- noch bis heute sieht. Wie Mahnmale, die an die unfassbaren und schrecklichen Ereignisse erinnern, stehen zerbombte Ruinen in der Stadt und des Öfteren sieht man von Einschusslöchern übersäte Mauern und Hauswände.

In der Region um Knin (in Kroatien) hatten wir bereits die -nach fast 30 Jahren- noch sichtbaren Auswirkungen des Krieges (Kroatienkrieg: 1991-1995) wahrgenommen. Am Anfang haben wir es nicht richtig zuordnen können und hatten angenommen, dass es sich bei den verlassenen Höfen und Ruinen um Landflucht handelte. Nachdem wir im Internet recherchiert hatten, wussten wir dass diese Region eine der am härtesten umkämpften Gebiete in Kroatien war.

Wie viele Jahrzehnte benötigt ein Land, um sich von einem Krieg vollkommen zu erholen?

Oder wird es diese sichtbaren Narben immer geben; als Erinnerung, als Mahnmal, als Zeichen, dass man nicht vergessen darf, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

Für uns, die ohne Krieg im eigenen Land aufgewachsen sind, wirkt es irgendwie unwirklich und etwas bedrückend, für unsere Großeltern wäre dies sicherlich leider ein vertrautes Bild.

Dankbarkeit, dass wir in einem sicheren Land ohne Krieg aufwachsen konnten und leben, erfüllt uns beim Anblick der überall präsenten Kriegsruinen.

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